Heinz Greissing
Nach dem Besuch der Sommerakademie 1956 in Salzburg bei Oskar Kokoschka studierte er in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Robin Christian Andersen und Herbert Boeckl. Nach dem Diplom 1964 absolvierte er ein Semester in der Bildhauerklasse bei Fritz Wotruba. Mehreren öffentlichen Wettbewerben und Aufträgen folgten seit den 1970er Jahren längere Malaufenthalte in Andalusien.
Durch die intensive Beschäftigung mit der Landschaft Südspaniens entwickelte Greissing dort einen eigenen Stil seine sogenannten Streifenbilder die zum Markenzeichen des Malers geworden sind. Dabei kombiniert der Maler, der vorzugsweise vor dem Motiv arbeitet, mehrere Ansichten (z.B. Vor- und Rückansicht) oder Zeitebenen (dasselbe Motiv in wechselnden Lichtverhältnissen) auf ein und derselben Leinwand, und erzeugt damit mehrdimensionale Ansichten oder Rund-um-Ansichten eines Themas.
Heinz Greissing lebte und arbeitete am Pfänder, oberhalb von Bregenz (Vorarlberg), in Weinsteig, nördlich von Wien und in Ronda, in Andalusien.
Der Beitrag Greissings zur modernen Malerei liegt in der Entwicklung der Streifenbilder als einer neuen Form des Darstellens von Wirklichkeit.
„Greissings beharrliche Arbeit über und mit Landschaft eröffnet uns neue Ebenen der Wahrnehmung und Nutzung von Landschaft nicht der konkreten, jeweils von ihm dargestellten Landschaft, sondern von Landschaft an sich, von Landschaft als immer seltener werdender Erscheinungsform in einer Welt rasanter Urbanisierung und unerbittlicher Kommerzialisierung. Wer in einem zweidimensionalen Bild alle Dimensionen eines Baumes zu erfassen versteht, schärft nicht nur unseren Blick für Baum und Landschaft, sondern auch unseren inneren, abstrakten Blick für die Vielfalt und den Perspektivenreichtum dieser Welt. Greissings künstlerischer Umgang mit Landschaft ist daher beides: Arbeit mit ästhetischen Werten und Auseinandersetzung mit fundamentalen zivilisatorischen Anliegen.“
Christoph Thun-Hohenstein, Direktor des MAK Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, 2013
„Greissings Streifenstückelungen sind auf einheitliche Wirkung hin angelegt. Sein Verfahren verbindet (und verbündet) Ansicht und Gegenansicht. Seine durch Gegenläufigkeiten und Kontraste bewerkstelligten Landschaften schließen eine ausgeglichene Bildwirkung nicht aus. Die fürs Gelingen eines Bildes entscheidende Leistung des Malers besteht gerade darin, zwischen den Stückelungen gestalterisch zu vermitteln, eine überzeugende Summe der Einzelheiten, Formbewegungen, Höhenvermessungen zu vermitteln, aber doch auch im bildnerisch Vereinheitlichten jene Gegensätze und Verschiedenartigkeiten spüren zu lassen, die erst zusammen das Mehrdimensionale seines Landschafterns ausmachen.“
Kunstktiriker Otto Breicha, Aus : Greissing oder Wie man Landschaft Stückelt , 1983
„In den Streifenbildern hält Greissing segmentiert auf der Leinwand fest, was im Zeitfluss eines Tages, in der Gleichzeitigkeit räumlicher Dimensionen und im Ortswechsel von Bewegung rund um ihn sich ereignet“.
Werner Wolf, Direktor des Museums der Wahrnehmung in Graz, anlässlich einer Ausstellung Greissings ebendort im Jahre 2003